Vierländertreffen der Zugbegleiter
Medienstelle ZPV
Vom 16. bis 18. Oktober 2024 trafen sich Zugbegleiter vom ZPV aus der Schweiz mit Arbeitskollegen und -kolleginnen aus Luxemburg, Deutschland und Österreich. Gastgeber waren diesmal die Kollegen aus Luxemburg, von denen wir sehr herzlich empfangen wurden.
Schnell fand ein offener Austausch statt, und wiederum zeigte sich, wie sehr sich - trotz geografischer Distanz - die Herausforderungen ähneln, denen wir in unserem Beruf ausgesetzt sind. Hauptthemen sind zum einen der Personalmangel. Entsprechend oft fehlt der zweite Mann bzw. die zweite Frau auf dem Zug. Eine zweite logische Folge vom Unterbestand ist, dass die Freitage nicht gewährt werden können, Teilzeitarbeit kaum oder gar nicht möglich ist und viele der Mitarbeitenden dadurch massiven zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sind Die Lösungen der Bahnunternehmen sind mannigfaltig. Während die Einen dem Zugpersonal das Angebot machen, einen Rasttag mit 200%iger Entschädigung zu verkaufen, bieten die Anderen im Gegenzug keine Teilzeitarbeit an - es sei denn aus gesundheitlichen Gründen. Diese Leute werden jedoch schrittweise so bald als möglich wieder eingegliedert. Logisch erklärbar und überhaupt nicht überraschend sind - ebenfalls in Abhängigkeit zum Unterbestand - dann auch die hohen Absenzen infolge von Krankheit, weil dem Personal die notwendige Erholung fehlt.
Eine weitere grosse Herausforderung ist die hohe Gewaltbereitschaft der Reisenden in allen vier Ländern. Solche Fahrgäste bringen die Zugbegleiter:innen überall an ihre physischen und psychischen Grenzen. Eine Umfrage beim Personal in einem der vier Länder zeigte dies deutlich auf: 82% haben bereits einen aggressiven Übergriff erlebt, 1/3 fühlt sich nicht sicher im Job, 2/3 von ihnen haben in den letzten 12 Monaten eine Tätlichkeit erlebt und 50% wurden schon bespuckt oder mit Gegenständen beworfen. Das Sicherheitsgefühl um vieles verbessern würde ein zweiter Mann / eine zweite Frau auf dem Zug. Alternativ wünscht man sich zusätzliches Sicherheitspersonal als Begleitung und einen intensiveren Austausch mit der Führungskraft. Erfreulicherweise gibt es aber aus allen Ländern auch Positives zu berichten. Die meisten Unternehmen sind bestrebt danach, die Unterbestände beim Personal auszugleichen und bilden viele neue Leute aus. Bei einem der Bahnunternehmen wird die gesamte Zeit während der Schicht bezahlt - inkl. Pausen, und bei einer Änderung in der Schicht, welche es weniger als 30 Minuten vor Dienstantritt gibt, muss das Personal verständigt werden. Andernorts wird in diesem Fall die Tour auf dem Dienstplan lila, die Zugbegleiter müssen die Änderung bestätigen, indem sie einen grünen Haken setzen. Bemerkenswert ist das Vorgehen in einem der Länder nach einem tätlichen Übergriff, einer schwierigen Situation oder einem Personenunfall. Ein Mitarbeiter auf Pikett kümmert sich sofort um die betroffene Person und fährt sie anschliessend heim, oder fährt zumindest in einem 2. Auto hinterher um sicherzustellen, dass man gesund zuhause ankommt. Am nächsten Tag trifft man sich wieder, um die Geschehnisse zu besprechen, schriftlich festzuhalten und allfällige Strafanzeigen gemeinsam aufzugleisen. Man bleibt in Kontakt, mit dem Ziel, die betroffene Person nach ungefähr einer Woche wieder in den Arbeitsalltag zu integrieren. In einem anderen Land stehen Kollegen / Kolleginnen aus den eigenen Reihen speziell für das Zugpersonal im Dienst, um sie in schwierigen familiären Situationen zu begleiten und sie bei finanziellen Sorgen allenfalls aus einem speziellen Fonds zu unterstützen, um die Not zu lindern. Umrahmt wurden diese besonderen Tage von den Schönheiten der Stadt Luxemburg, einer Führung durch die Hochöfen in Belval und kulinarischen Höhenflügen aus der traditionellen luxemburgischen Küche.
Als spezielles Highlight durften wir gar unsere aktuelle SEV-Zeitung in der Auslage der Personalräumlichkeiten entdecken