Internationales Vierländertreffen der Zugbegleiter
Medienstelle ZPV
Vom 24. Bis 26. Oktober trafen sich Vertreter von Zugbegleitern und -begleiterinnen aus den Ländern Deutschland, Luxemburg und der Schweiz in Morschach zum gemeinsamen Austausch. Traditionsgemäss wäre auch Österreich dabei gewesen, was jedoch dieses Jahr leider nicht klappte. Coronabedingt konnte dieses Treffen in den vergangenen drei Jahren nicht durchgeführt werden. Umso grösser war denn auch die freudige Erwartung auf dieses Zusammenkommen.
Stellvertretend für die Schweiz begrüsste eine Delegation des ZPV seine Gäste vor Ort. Die deutsche Delegation setzte sich aus einem Vertreter der Fachgruppe DB Regio Süd, einer Vertreterin der Fachgruppe Privatbahnen und einem Gewerkschaftssekretär zusammen. Luxemburg wurde durch einen Zugbegleiter der Luxemburger Eisenbahnen CFL vertreten.
Innerhalb kürzester Zeit stellte sich in dieser Konstellation eine Vertrautheit ein, sodass die Themen enorm vielseitig und ein fesselnder Austausch stattfand. Man hatte sich so viel zu erzählen. Am Morgen des 25. Oktobers fuhr die Gruppe nach Ibach, um die Werke von Victorinox zu besichtigen. Das Unternehmen wurde zum besten Arbeitgeber 2023 in der Schweiz nominiert. Diese Führung gestaltete sich äusserst spannend und lehrreich, was von allen Teilnehmer:innen mit grosser Begeisterung honoriert wurde. Am Nachmittag traf man sich zum offiziellen Austausch. Obwohl man aus anderen Ländern bzw. aus unterschiedlichen Berufssparten, wie Fernverkehr, Regionalverkehr und Privatbahnen kommt, zeigte sich sehr schnell, dass wir mit denselben oder doch zumindest sehr ähnlichen Problemen zu kämpfen haben: Grosser Personalmangel ist eines der Hauptprobleme, infolgedessen steter Druck auf das verbleibende Personal, weil man zum Teil in extrem langen Schichten arbeiten muss , viele Langzeit- und psychisch Kranke, sehr sensible Reisende, welche notabene zu grosser Gewalt bereit sind, mangelhaft unterhaltenes Wagenmaterial und Infrastruktur (75% der Videoanlagen in den Zügen defekt, einstürzende Tunnels etc.), fehlende Wertschätzung von Seiten der Geschäftsleitung und Kunden, zu niedrige Löhne gegenüber denjenigen in der Privatwirtschaft, um nur die Wichtigsten zu nennen. Entsprechend schwierig ist es, das Personal zu halten, oder neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Von Seiten der Gewerkschaften und dem Personal werden in allen drei Ländern klare Forderungen gestellt. Zwar können damit Versprechen errungen werden, wie z.B. dass die Doppelbegleitung bei gefährdeten Zügen wieder eingeführt werde oder mindestens 50% der Züge begleitet würden, doch letztendlich scheitern diese Projekte wiederholt an den finanziellen und auch den personellen Mitteln, welche dafür zur Verfügung gestellt werden. Allerorts wird versucht, die Sicherheit mithilfe von digitalen Applikationen und Geräten zu gewährleisten, doch ist auch hier das Ziel noch in weiter Ferne, sei dies aus finanziellen Gründen, oder weil es in der Praxis nicht funktioniert. Es gibt gar ein Unternehmen, welche ihrem Personal tunlichst verheimlicht, dass sie im Falle von Tätlichkeiten in Ausübung ihrer Tätigkeit einen Anwalt zur Verfügung hätten. Umso wichtiger ist es für sie, dass sie gewerkschaftlich organisiert sind.
Grosse Herausforderungen stellen sich bei Tarifverhandlungen, die jeweils beidseitig mit harten Bandagen geführt werden. Mit den erreichten Resultaten jeweils sämtliche Berufsgruppen zufriedenzustellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, zumal immer beide Parteien ihre Forderungen stellen und die Resultate stets ein Kompromiss aus den Verhandlungen sind, was mancherorts wiederum dieselben Berufsgruppen gegeneinander aufbringt. Und genau hier beginnt der Kampf, um die Mitglieder in der Gewerkschaft halten zu können, was eine weitere grosse Herausforderung darstellt. Es gilt, die Gewerkschaft mit der grössten Mitgliederstärke zu sein, entsprechend grösser ist das Mitspracherecht bei Verhandlungen.
Es gäbe noch sehr viel zu erzählen, doch dies würde den Rahmen dieses Berichts sprengen.
Erfreuliches Ergebnis aus diesem internationalen Treffen sind neue Freundschaften, die während diesen Tagen entstanden sind. Mit grosser Freude und Spannung erwarten wir darum die nächstjährige Durchführung dieses Anlasses in Luxemburg, welches hoffentlich durch die Teilnahme unserer Österreicher Kolleg:innen bereichert wird.