Nina Grimm, Kundenbegleiterin

Nina Grimm ist offen, jung und engagiert; und sie will mitreden. Ideale Voraussetzungen also für ihre neue Funktion im SEV: Seit Ende 2020 vertritt die Kundenbegleiterin der SBB die Anliegen der SEV-Jugendkommission im SEV-Vorstand.

Ich «treffe» Nina Grimm am Bildschirm, wir unterhalten uns auf dem Videokonferenztool Zoom, denn Nina ist die zweite Woche krankgeschrieben. Eine Sehnenscheidenentzündung an ihrer rechten Hand wollte nicht abklingen, und so musste sich Nina kurzerhand operieren lassen. Wenn diese Zeitung erscheint, wird sie aber bereits wieder ihrer gewohnten Arbeit als Kundenbegleiterin nachgehen.

Nina Grimm wollte schon immer in der Hotellerie oder der Reisebranche arbeiten. Da sie keinen entsprechenden Ausbildungsplatz findet, entscheidet sie sich für eine kaufmännische Ausbildung. Von 2015 bis 2018 absolviert sie das KV an der Gewerbeschule in Bern, der heutigen Berufsfachschule Bern. Nach sehr vielen Bewerbungen und fast ebenso vielen Absagen erhält Nina die Zusage von der SBB für die achtmonatige Quereinsteigerausbildung als Kundenbegleiterin. Im Mai 2019 ist es soweit: Nina ist ausgebildete Kundenbegleiterin bei der SBB. Heute arbeitet sie bereits seit fast zwei Jahren in diesem Beruf, der ihr nach wie vor sehr gut gefällt: «Es ist kein Tag wie der andere, auch wenn ich mit der Frühschicht aktuell immer mehr oder weniger auf den gleichen Zügen bin und die Stammkundinnen und -kunden bereits kenne», erzählt Nina. «Aber die Leute sind nicht immer gleich, mal gut gelaunt, mal weniger gut, das macht die Arbeit spannend.» Die 22-Jährige schätzt es auch, dass sie in ihrem Job an einem Tag durch die ganze Schweiz kommt und auch während der Arbeit immer mal ein wenig Zeit findet, um aus dem Fenster zu schauen und die Gegend zu geniessen. «Mir gefällt auch die Zusammenarbeit auf dem Zug und in den Depots sehr gut – wir haben einen guten Austausch, das ist sehr viel wert», ergänzt Nina.

Nicht stehen bleiben

Mit der verkürzten Quereinsteigerausbildung war es Nina nicht möglich, mehr Verantwortung beispielsweise als Zugchefin zu übernehmen. Das störte sie irgendwann, denn die Arbeit wurde dadurch auch etwas eintönig.

Die engagierte Kundenbegleiterin spricht die fehlende Herausforderung bei ihrem Vorgesetzten an und erhält im Juni 2020 eine Lernende zugeteilt. «Wir haben uns sehr gut verstanden und es war für mich sehr herausfordernd, die Lernende auf ihrem Weg zu begleiten», schwärmt Nina. Ihr Vorgesetzter erkennt ihr Potential und motiviert sie dazu, das Aufbaumodul zu absolvieren. «Nach diesem zweimonatigen intensiven Kurs bin ich nun auf dem gleichen Stand wie meine Kolleginnen und Kollegen mit der ordentlichen Ausbildung. Meine Tourenvielfalt und die Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln, wurden dadurch auf einen Schlag viel grösser.»

Mitreden im Vorstand

Bereits während ihrer Ausbildung bei der SBB wird Nina SEV-Mitglied: «Ich habe den SEV aber wenig wahrgenommen und nicht gewusst, dass er so viel Gutes fürs Personal macht.» Heute kennt sie die Leistungen des SEV und ist froh darum. Denn auch für sie sind gute und fortschrittliche Anstellungsbedingungen sehr wichtig. «Die SEV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind immer auf dem neuesten Stand, was die rechtliche Situation von uns Angestellten im öffentlichen Verkehr betrifft. Ich fühle mich immer gut beraten», stellt Nina fest.

Seit dem Sommer 2019 ist sie auch in der SEV-Jugendkommission (Juko) aktiv und engagiert mit dabei, angeworben durch ihre Kollegin Yasmin Furrer, die sie kurzerhand an einen Anlass der Juko mitnimmt. Und als in der letzten Retraite der Juko der Sitz der Jugend im SEV-Vorstand frei wird, gibt sich Nina einen Ruck und übernimmt den Posten. Seit Ende 2020 vertritt sie nun die Anliegen der jungen SEV-Mitglieder im Vorstand. «Mir ist sehr wichtig, dass auch junge Menschen Gehör finden und eine Stimme erhalten, denn sie bringen oft eine andere Sichtweise in die Diskussionen ein», betont Nina.

Privat ist die junge Frau etwas unkonventioneller unterwegs. In ihrer Freizeit ist sie meistens an einem Metal-Konzert anzutreffen – aktuell aus bekannten Gründen natürlich nicht. «Die Konzerte fehlen mir sehr, ebenso wie das Reisen, eine weitere Leidenschaft von mir», so Nina. Ein Hobby, das auch in der momentanen Lage gut ausgelebt werden kann, ist die Fotografie. «Ich wurde kürzlich zum ersten Mal angefragt als Hochzeitsfotografin», freut sie sich. Nina lebt mit ihren Vierbeinern (Gekos) und Achtbeinern (Spinnen) in Ostermundigen bei Bern.

 

Chantal Fischer;